Liebe Freundinnen und Freunde der IBA’27,
wir haben noch nie in so kurzer Zeit so viel gelernt, wie in diesem Jahr. Im Mittelpunkt stand dabei die Projektarbeit. Beim Aufruf im Herbst 2018 hatten wir unser Konzept der dialogischen Projektentwicklung vorgestellt: kein Schönheitswettbewerb, der anhand harter Kriterien juriert und Pokale vergibt. Nein: Wir möchten im Austausch mit den Vorhabenträgerinnen Potenziale ausloten und was getan werden muss, damit aus Ideen zukunftsfähige – und damit IBA-würdige – Projekte werden.
Dieser Weg scheint sich als richtig zu erweisen. Viele Vorhaben haben im Austausch mit unserem Team, mit dem Kuratorium, den AGs und weiteren Akteurinnen aus unserem Netzwerk große Schritte gemacht. Dabei geht es um Fragen wie: Wie können neue Wettbewerbsverfahren organisiert werden? Wie gestalten wir inklusive und inspirierende Beteiligungsprozesse? Wie werden Planungs- und Genehmigungsverfahren schlanker, schneller, offener gegenüber künftigen Entwicklungen? Wie sehen zukunftsfähige Raumprogramme und Bautechniken aus? 14 Vorhaben sind in diesem Prozess mittlerweile zu IBA’27-Projekten geworden.
Natürlich tauchte früh im Jahr die Frage auf: Wie machen wir all das unter den eingeschränkten Möglichkeiten einer Pandemie? Diese mussten auch wir uns stellen und wir entschieden uns, möglichst wenig abzusagen, die Chancen des Digitalen mutig zu nutzen und neue kommunikative Wege zu suchen. Und stolperten dann gleich in unser erstes virtuelles Plenum auf dem Neckar. Trotz vieler schöner Momente an diesem schon fast heißen Mai-Abend auf dem Fluss sind wir froh, die technischen Mittel mittlerweile besser zu beherrschen, wie das Herbst-Plenum zeigte.
Gleichzeitig galt es, ein Team zu werden, neue Kolleginnen aufzunehmen, Organigramme zu überdenken, Lücken zu erkennen und inhaltliche, technische und organisatorische Entscheide zu treffen, damit wir arbeits- und innovationsfähig bleiben. Das Team ist mittlerweile auf 20 hochmotivierte Mitarbeiter angewachsen, die alle Hände voll zu tun haben.
Der Erfolg der IBA hat alle überrascht. Wenn wir den uns gestellten Aufgaben und dem Anspruch an die IBA gerecht werden wollen, müssen wir daher im nächsten Jahr auch zusätzliche Finanzierungsquellen suchen – wenngleich wir uns natürlich dessen bewusst sind, dass wir uns als öffentlich getragene GmbH in einer privilegierten Situation befinden und unsere Arbeit ohne wirklich existenzielle wirtschaftliche Ängste tun können. Alles Gerede von der Krise als Chance wäre daher zynisch gegenüber den vielen, die Corona wirtschaftlich viel härter trifft.
Trotzdem: Die Extremsituation hat uns in unserer Kernhypothese bestätigt. Während am Anfang der IBA’27 noch reichlich theoretisch von präventivem Strukturwandel gesprochen wurde, ist wohl mittlerweile allen klar, dass wir uns mitten in einem solchen befinden. Es geht dabei nicht nur um die mittelfristigen Perspektiven der Kernindustrien, sondern um die grundsätzliche Frage eines nachhaltigen industriellen Lebensstils, neue Arbeitsmodelle, flexiblere Rollenverhältnisse zwischen den Geschlechtern und eine räumliche Neuorganisation sowie die stärkere Vernetzung der Region.
Die Rolle der IBA’27 hat sich verfestigt. Sie ist Seismograph, Ideengeberin, Innovationstreiberin und Vernetzerin. Es freut uns, diese Aufgaben mit der großen IBA’27-Community, den Menschen in Forschung und Wirtschaft, den Engagierten in Arbeitsgruppen, den Trägerinnen der IBA’27 GmbH und den Projektpartnern im nächsten Jahr weiter voranzutreiben. Eine Internationale Bauausstellung braucht gute Häuser – die wollen wir im Ausstellungsjahr 2027 einer möglichst breiten Öffentlichkeit präsentieren. Unsere Bauausstellung ist aber bereits jetzt ein Gefäß, das Zukunftsbilder sammelt und weiterentwickelt.
Wir möchten uns ganz herzlich bei allen bedanken, die uns auf diesem Weg mit ihrer Leidenschaft und Kompetenz begleiten.
Karin Lang & Andreas Hofer
mit dem ganzen IBA’27-Team
P.S.: Vom 23.12.20 bis einschließlich 06.01.21 machen wir eine kleine Pause, in dieser Zeit ist das IBA’27-Büro nicht besetzt. Wir wünschen Ihnen einen erholsamen Jahresausklang und einen gesunden Start ins neue Jahr!