Newsletter 05/2021
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Liebe Freundinnen und Freunde der IBA’27,

wir stehen vor einem epochalen Wandel in der Bauwirtschaft.

Die Medien haben uns auf das massive Problem der Plastikverschmutzung in den Ozeanen aufmerksam gemacht; ebenso rückt die Bedeutung von regionaler, ökologischer Lebensmittelproduktion in unseren Fokus. Aber ist uns bewusst, welche Materialien in Gebäuden uns tagtäglich umgeben, wie diese hergestellt und entsorgt werden?

Kreislaufschließung im Bausektor, das ist das aktuell diskutierte und unumstrittene Ziel, das durch den Beschluss des ambitionierten »Green Deal« der EU befördert wird: Bis 2050 sollen die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null reduziert werden.

Deutschland ist bereits gebaut – und ist mit seinen knapp 22 Millionen Häusern ein immenses menschengemachtes Rohstofflager. Ganz zu schweigen von der grauen Energie, die in diesen Bestandsbauten gebunden ist: 20 bis 50 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen im Lebenszyklus eines Gebäudes entfallen allein auf Rohstoffgewinnung, Herstellung, Transport, Bau und Abriss. Wollen wir ernst machen mit dem Klimaschutz, müssen wir auf dieses Lager zurückgreifen. Damit verbinden sich komplexe Fragen, angefangen von handfesten Hürden wie Gesetze und Regularien, Fragen der Wirtschaftlichkeit und realistische Energie- und Materialbilanzen, aber auch fehlendes Bewusstsein für den Umgang mit dem Bestand.

Aktuell zeigt sich dieses Spannungsfeld gleich bei mehreren IBA’27-Projekten wie der »Neuen Mitte Leonhardsvorstadt« in Stuttgart. Es handelt sich dabei um ein in die Jahre gekommenes Parkhaus, das bereits dem Abbruch geweiht war. Nun zeigen erste Abklärungen, dass die Gebäudestruktur auch erhalten und umgenutzt werden könnte – weg von der Monofunktion hin zu einer bunten Mischung aus Wohnraum, Arbeiten und Kultur. Im größeren Maßstab sucht die Stadt Sindelfingen nach Strategien für den Umgang für ihr freiwerdendes Klinikareal. Wie kann sich ein Krankhaus in ein urbanes Viertel verwandeln? Wie lässt sich eine solche gebaute Großstruktur an veränderte Bedürfnisse und Nutzungen anpassen?

Die IBA’27 hat sich in den letzten Monaten detailliert mit den Möglichkeiten und aktuellen Hemmnissen der Kreislaufschließung im Bausektor und – damit verbunden – der Nutzung des Gebäudebestands auseinandergesetzt. Zuallererst gilt es, Hindernisse zu identifizieren und Lösungen für jedes einzelne zu finden. Aus dieser Auseinandersetzung ist ein Konzept entstanden, um bei der Entwicklung ausgewählter IBA’27-Projekte Stoffkreisläufe exemplarisch zu schließen. Materialien von Bestandsgebäuden, die tatsächlich abgerissen werden müssen, sollen digital erfasst, analysiert und nach dem Abbruch zwischengelagert werden, um anschließend bei Sanierung oder Neubau eines anderen IBA’27-Projekts wiederverwendet zu werden. Ein praktisches Experiment, aus dem eine Blaupause für künftige Bestands- und Neubauvorhaben in der Region und darüber hinaus werden könnte.

Experimentierräume für zukunftsweisende und nachhaltige Veränderungen zu schaffen, ist essenzielle Aufgabe der IBA’27. Dazu gehört auch, auf aktuelle Fragen und Herausforderungen aufmerksam zu machen und neue Lösungswege zu suchen. Mit Mut und Fantasie, Energie und Zusammenhalt lassen sich die Weichen für die Transformation des Bauens jetzt in die richtige Richtung stellen.

Stefanie Kerlein
Projektleiterin IBA’27

Neuer Stadtplatz und Haupteingang. Bild: Studio LEK und ah Landschaftsarchitekten

Wettbewerbsentscheid

Städtebau-Wettbewerb: Gemeinschaftshaus für Salach

Die Gemeinde Salach plant mit dem IBAʼ27-Projekt »Quartier am Mühlkanal« auf dem Areal der ehemaligen Textilfabrik Schachenmayr ein sozialgerecht durchmischtes und identitätsstiftendes Viertel für rund 800 Bewohnerinnen und Bewohner. Als Verbindung dieses neuen Quartiers mit dem Ortskern ist auf dem Areal »Krautländer« ein Gemeinschaftshaus geplant. Dafür ist nun der Wettbewerb entschieden worden. Der mutige und selbstbewusste Entwurf von Studio LEK (München) zusammen mit ah Landschaftsarchitekten (Stuttgart) hat die Jury überzeugt.

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Bild: Universität Stuttgart / Uli Regenscheit

Forschungsprojekt

Weltweit erstes adaptives Hochhaus eröffnet

Auf dem Campus Vaihingen der Universität Stuttgart fand am 5. Oktober 2021 die Eröffnungsfeier für das erste adaptive Hochhaus der Welt statt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen in diesem IBA’27-Projekt unter realen Bedingungen im Maßstab 1:1, wie sich Gebäude aktiv an wechselnde Umwelteinflüsse anpassen können. Der Prototyp entsteht im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereichs 1244 »Adaptive Hüllen und Strukturen für die gebaute Umwelt von morgen« an der Universität Stuttgart.

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Das IBA’27-Plenum #8 stellt in den Mittelpunkt, was in der Pandemie erschwert war: das persönliche Gespräch, den Austausch, das Teilen von Wissen, Möglichkeiten und Erfahrungen. Alle am Prozess der Bauausstellung Interessierten und Beteiligten sind herzlich eingeladen, ihre Ideen am Speakers’ Corner vorzustellen oder am Stammtisch zu diskutieren. Zum freien Austausch lädt das Forum, wo sich ausgewählte des IBAʼ27-Netzes, Arbeitsgruppen und der neu gegründete Verein IBA’27 Friends e.V. präsentieren.

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Bild: Gemeinde Kernen im Remstal

Kooperationsvereinbarung

Hangweide Kernen ist jetzt IBA’27-Projekt

Meilenstein für das »Zukunftsprojekt Hangweide«: Am 06.10.21 wurde die offizielle Kooperationsvereinbarung in der Eventscheune auf dem Gelände der Hangweide unterschrieben, die Aufnahme in die IBA’27 besiegelt. In wenigen Jahren soll im Remstal ein eigenständiges, urbanes und gemischtes Quartier mit hohen Freiraumqualitäten die neue Heimat für voraussichtlich mehr als 1.000 Menschen werden.

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Abwechslungsreiche und fließende Raumfolgen mit hoher atmosphärischer Dichte – Zusammenleben im neuen Esslinger Tobias-Mayer-Quartier. Bild: StudioVlayStreeruwitz/Carla Lo

Wettbewerbsentscheid

Gartenstadt neu interpretiert: Siegerentwurf zum Esslinger Tobias-Mayer-Quartier

Das Tobias-Mayer-Quartier im Esslinger Stadtteil Hohenkreuz soll in den kommenden Jahren zu einem zukunftsfähigen und vielfältigen Wohnquartier mit bezahlbarem Wohnraum werden. Als Vorhaben im Netz der IBA’27 wird es von der Esslinger Wohnungsbaugesellschaft (EWB) und der Baugenossenschaft Esslingen (BGE) unter Beteiligung der Bürgerschaft entwickelt. Ende September 2021 haben die elf beteiligten Architekturbüros in der Alten Kelter in Wäldenbronn ihre Entwürfe zur ersten Phase der Öffentlichkeit präsentiert. Den ersten Preis gewann das Wiener Büro StudioVlayStreeruwitz. Das in Zusammenarbeit mit der Landschaftsarchitektin Carla Lo konzipierte »Roberto H. Migge Universum« stellt mit der »Sinnlichkeit der Gestaltung«, dem »Ausleben unterschiedlicher Wünsche« und der »Pflege sozialer Solidarität« drei Qualitäten ins Zentrum, die das Konzept der Gartenstadt neu interpretieren und fortschreiben.

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Bild: W+M / Nikolaos Radis

Interview

»Wir tragen Verantwortung für die Region«

Das Stuttgarter Bauunternehmen Wolff & Müller ist seit dem Sommer 2021 der erste Hauptförderer aus der Wirtschaft, der die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) unterstützt. Im Interview spricht Geschäftsführer Oliver Wilm über die Beweggründe für das Engagement bei der IBA, die Herausforderungen der Corona-Krise – und wie das Bauen effizienter und ressourcenschonender werden kann.

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Rückblick

Symposium Zukunft bauen

Das Bauen verbraucht enorme Ressourcen und verursacht hohe Emissionen. Die Gebäude der Zukunft müssen daher anders gebaut werden: Reversibel gedacht, konstruiert und angemessen gestaltet – eine große Herausforderung, aber auch eine Chance, die Transformation im Bauwesen anzukurbeln. Am 28.09.21 hat dazu das zweite Symposium »Zukunft bauen« stattgefunden. In drei Themenrunden diskutierten Fachleute aus verschiedenen Perspektiven der Forschung, Baupraxis, Unternehmen und Initiativen.

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Abschluss der Ausstellung

Gemeinsam wohnen: Wie kann die Zukunft des Zusammenlebens in der Region Stuttgart aussehen?

Mit der Ausstellung »Gemeinsam wohnen! Häuser und Quartiere für eine Gesellschaft im Wandel.« holte die IBA’27 die Projektbeispiele aus Züricher Genossenschaften in die Region Stuttgart. Kuratiert vom Verein »Le Logement Autrement« machte die Ausstellung die Innovationskraft der Genossenschaftsprojekte durch Bilder, Grundrisse und Modelle von Juli bis September für ein breites Publikum zugänglich. Ergänzt wurde die Ausstellung von vielversprechenden Ansätzen und Initiativen aus der Region Stuttgart.

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Bild: BGM / Stadtberatung Dr. Sven Fries

Vorhaben im IBA’27-Netz

Zukunft Münster 2050: Beteiligung startet

Unter dem Titel »Zukunft Münster 2050: Quartiersentwicklung in der Moselstraße« plant die Baugenossenschaft Münster am Neckar eG (BGM) ihren dortigen Bestand zu erneuern und nachzuverdichten. In mehreren Bauabschnitten entstehen im Ortskern des Stuttgarter Stadtteils Münster aus heute 170 Wohneinheiten rund 230 neue und zeitgemäße Wohnungen für alle Lebensphasen. Das neue Quartier soll zudem auch soziale, ökologische und gemeinwohlorientierte Aspekte berücksichtigen.

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Bild: Architekturbüro KOP GmbH

Neu im IBA’27-Netz

Hybridgebäude Remshalden

In Remshalden entsteht mit dem Neubau der Firma Kurz Industrie-Elektronik GmbH ein emissionsfreies Hybridgebäude für Produktion und Entwicklung. Vorgesehen ist dort, die gesamten Wertschöpfungskette von der Konzeption über die Produktion bis hin zum Versand abzuwickeln. Die mehrgeschossige Produktion wird über ein innovatives Logistiksystem mit Aufzügen organisiert und ist damit ein zukunftweisendes Beispiel für die urbane Produktion 4.0.

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Veranstaltungen

16.11.21

IBA’27-Plenum #8: Anknüpfen und Austauschen

Das persönliche Gespräch und der Austausch sollen im Mittelpunkt des Plenums #8 - Anknüpfen und Austauschen stehen. Von 16:30 Uhr bis 21:00 Uhr haben Interessierte die Möglichkeit, sich über den aktuellen Stand der IBA’27 zu informieren. Bitte beachten Sie: Das IBAʼ27-Plenum findet als 2G-Veranstaltung statt! Zur Teilnahme benötigen Sie einen gültigen Impf- oder Genesungsnachweis. Weiterlesen ...

18.11.21

Special Lecture: Der Zufall und die Stadtgesellschaft

Der öffentliche Raum ist immer auch ein Raum des Zufalls: in ihm treffen sich Menschen unterschiedlichster Altersgruppen, Schichten, Berufe, Kulturen mit unterschiedlichsten Interessen. Das von den Raumwelten – Plattform für Szenografie, Architektur und Medien in Kooperation mit der IBAʼ27 veranstaltete Gespräch fragt, wie wichtig ist der Zufall für eine gemischte Stadtgesellschaft ist? Weiterlesen ...

18.11.21

HFT meets IBA #8: Urbane Ressourcen für produktive Quartiere

Wie können zukunftsgerechte Gebäude und Quartiere umgesetzt werden? Die Veranstaltung gibt Impulse und bietet Raum für Diskussionen mit Expertinnen und Experten. Weiterlesen ...

25.–26.11.21

Grün und gut!? Wege zur klimaresilienten Stadt von morgen

Die Tagung der Evangelischen Akademie Bad Boll aus der Reihe »Impulse für die IBA« befasst sich mit den Auswirkungen des Klimawandels. Es wird dort die Frage erörtert, welche Bedeutung der »grünen Stadt« für das urbane Leben von morgen zukommt. Weiterlesen ...